„An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung“ war eine der wirkungsvollsten Schriften Luthers. Sie war nach wenigen Tagen vergriffen und musste neu aufgelegt werden. Wie die Überschrift zeigt, appelliert die Schrift an den Adel, die Obrigkeit Verantwortung zu übernehmen für des christlichen Standes Besserung.
Sie stimmt ein in eine Kritik an der römischen Kirche, die im Mittelalter sozusagen in der Luft lag. Geht sie im ersten Teil noch milde mit dem Papst um, so wird dieser im zweiten Teil zum „Antichrist“.
Am Bild von drei Mauern, die das Papsttum errichtet habe, erläutert Luther das Ausbleiben von notwendigen Reformen: Die erste Mauer bildet der Anspruch des Papstes auf die Oberherrschaft über die weltlichen Obrigkeiten, dem Luther energisch widerspricht. Das Monopol normativer Schriftauslegung und die Überordnung des Papstes über ein allgemeines Konzil bilden Mauer zwei und drei.
Theologischer Kern der Schrift ist die Lehre vom allgemeinen Priestertum aller Getauften. Dass Päpste irren können, lässt Luther ihre Schlüsselgewalt bestreiten.
In seinen Forderungen und seiner Kritik am Luxus wird er in dieser Schrift sehr konkret: Er fordert Einschränkung des ausufernden Klosterwesens, Abschaffung des Zölibats, Neuordnung des kirchlichen Sozialwesens und eine stärkere Schriftorientierung im Theologiestudium.
Insbesondere der Appell an die weltliche Obrigkeit, sich der Reform der Kirche anzunehmen, sollte bei der Bildung der Evangelischen Landeskirchen wirksam werden.