Luther, Martin: An die Radherrn aller stedte deutsches lands: das sie Christliche schulen auffrichten vnd hallten sollen
Luther, Martin: An die Radherrn aller stedte deutsches lands: das sie Christliche schulen auffrichten vnd hallten sollen

Ratsherrenschrift

Mit der Flugschrift "An die Ratsherren aller Städte deutsches Lands“ aus der Wormser Luther-Bibliothek steht die Stadtbibliothek Worms seit dem 9. Oktober 2015 im Weltdokumentenerbe. Diese Schrift wurde auf ausdrücklichen Wunsch der UNESCO aufgenommen, da Luther darin eine humanistische Bildung für Jungen und Mädchen aller Stände fordert, um ihnen die eigene Bibellektüre zu ermöglichen.

Luther, Martin: An die Radherrn aller stedte deutsches lands: das sie Christliche schulen auffrichten vnd hallten sollen
Luther, Martin: An die Radherrn aller stedte deutsches lands: das sie Christliche schulen auffrichten vnd hallten sollen
© Fotograf: Stadtbibliothek Worms

Stadtbibliothek im Weltdokumentenerbe

Zu diesem Zweck sollten die Ratsherren Schulen und Bibliotheken einrichten. Der Frühdruck von Lucas Cranach und Christian Döring mit einem Renaissance-Titelholzschnitt, auf dem unter dem Titel zwei Putten die Lutherrose in einem Medaillon halten, gehört zum Bestand der Sammlung, die Maximilian Heyl aus Anlass des 400. Geburtstages des Reformators 1883 seiner Heimatstadt Worms schenkte.

Sie wurde vom Wormser Buchhändler Julius Stern, einem Juden, im Auftrag des Mäzens in wenigen Jahren auf dem Antiquariatsmarkt zusammengetragen.

Luthers Flugschrift „An die Ratsherren aller Städte deutschen Lands“ wurde 1524 in Wittenberg gedruckt. Bildung war ein zentrales Anliegen der Reformation. In seiner Schrift forderte Luther die deutschen Städte auf, Jungen und Mädchen aller Stände eine humanistische Bildung zu ermöglichen, damit sie die Bibel lesen und verstehen könnten.

Neu war nicht nur die Forderung nach einem allgemeinen Bildungsauftrag, sondern auch die keineswegs selbstverständliche Einbeziehung der jungen Frauen. Über die Heilige Schrift sollte das Wort Gottes im einzelnen Menschen wirksam werden. Daher mussten die Bibellektüre und ihre angemessene Auslegung offen sein für alle, die lesen und schreiben konnten. Luther beschrieb das als allgemeines Priestertum aller Gläubigen. Im Zentrum der schulischen Bildung sah er den Erwerb der alten Sprachen Hebräisch, Griechisch und Latein sowie die guten Beherrschung des Deutschen.

Über die theologische Orientierung hinaus sollten die Schulen aber auch auf die weltlichen Verantwortungsbereiche in Politik und Gesellschaft vorbereiten. Vor allem die Städte sah Luther als Garanten für ein allen Ständen zugängliches Bildungswesen. Zur Finanzierung konnte das Vermögen verwendet werden, das durch die Aufhebung der Klöster und kirchlicher Pfründen an die Kommunen gefallen war und dadurch dem Gemeinnutzen verpflichtet blieb. In Worms wurde dieses Konzept 1527 mit der Einrichtung einer städtischen Lateinschule im ehemaligen Franziskanerkloster an der Ostseite des Marktplatzes umgesetzt. Heute steht an dieser Stelle das Rathaus der Stadt. Aus der Lateinschule wurde das altsprachliche Rudi-Stephan-Gymnasium in Worms.

Der Frühdruck der Ratsherrenschrift von Lucas Cranach und Christian Döring zeigt auf der Vorderseite einen Holzschnitt, auf dem unter dem Titel zwei Putten die Lutherrose in einem Medaillon halten. Er gehört zum Bestand der Wormser Luther-Bibliothek, die Maximilian von Heyl aus Anlass des 400. Geburtstags des Reformators im Jahr 1863 seiner Heimatstadt schenkte. Die heute in der Stadtbibliothek vorhandene Sammlung umfasst Druckschriften Martin Luthers in Ausgaben bis 1548 (Flugschriften, Bibelübersetzungen, lateinische und deutsche Ausgaben fast sämtlicher seiner Werke, die ihm 1521 zum Widerruf vorgelegt wurden) sowie Flugschriften anderer Reformatoren und der Reformation nahestehender Humanisten wie Melanchthon, Erasmus, Hutten, Karlstadt, Hans Sachs und Zwingli und Schriften früher Luthergegner wie Cochläus und Eck.

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