Im 1963 errichteten (neuen) Haus zur Münze ist die Stadtbibliothek untergebracht. In ihrer Obhut befinden sich die Bestände der sogenannten "Luther-Bibliothek" mit mehr als 650 Druckschriften aus der Reformationszeit, darunter Werke von Luther und Melanchthon.
Das kostbarste Stück ist eine Pergamentbibel von 1541 mit einem handschriftlichen Eintrag des Reformators.
Die Werke sind nicht öffentlich zugänglich.
Max (von) Heyl stiftete die Sammlung 1883 aus Anlass der Luther-Feier zum 400. Geburtstag des Reformators der Wormser Paulusbibliothek. Sie enthält überwiegend Werke Luthers in Ausgaben bis 1548 (Flugschriften, Bibelübersetzungen, lateinische und deutsche Ausgaben) und umfasst damit fast sämtliche Werke, die Luther auf dem Wormser Reichstag 1521 zum Widerruf vorgelegt wurden.
Das Exemplar seiner Flugschrift „An die Ratsherren aller Städte deutsches Lands“ (Wittenberg 1524) wurde 2015 von der UNESCO ins Weltdokumentenerbe aufgenommen. Luther forderte darin eine humanistische Bildung für Jungen und Mädchen aller Stände, vor allem mit dem Ziel, ihnen die eigene Bibellektüre zu ermöglichen. Zu diesem Zweck sollten die Ratsherren Schulen und Bibliotheken einrichten, was in Worms 1527 mit Einrichtung der städtischen Lateinschule – heute Rudi-Stephan-Gymnasium geschah.
Der Frühdruck von Lucas Cranach und Christian Döring mit einem Renaissance-Titelholzschnitt zeigt unter dem Titel zwei Putten, die eine Lutherrose in einem Medaillon halten.
Die Sammlung wurde vom jüdischen Wormser Buchhändler und Antiquar Julius Stern im Auftrag des Stifters zusammengetragen. Er verfasste auch den ersten Katalog mit 489 Katalognummern.
Einige seltene Stücke der Sammlung stammen aus dem Besitz des Mainzer Domkapitulars Friedrich Schneider, der mit Max (von) Heyl befreundet war. August Weckerling, der Leiter der Paulusbibliothek, wurde vom Wormser Altertumsverein autorisiert, weitere Stücke für die Luther-Bibliothek anzukaufen.
Die Sammlung wurde im Paulusmuseum, dem Vorläufer des heutigen Städtischen Museums, in einem „Lutherzimmer“ aufgestellt, das der Münchner Künstler Lorenz Gedon im Auftrag Heyls mit altdeutschen Möbeln und Einrichtungsgegenständen gestaltet hatte.
Die Titel der Luther-Bibliothek sind – mit Ausnahme von drei Original-Lutherbriefen von 1524, 1525 und 1542 und dem Manuskript einer deutschen Psalmenerklärung aus dem Ende des 15. Jahrhunderts – im Online-Benutzerkatalog recherchierbar.
Bei Eingabe von „mag lb?“ unter der Suchkategorie Signatur erfolgt im Online-Katalog die Anzeige sämtlicher Titel.
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