Der seit 1493 vom Rat demonstrativ ausgebaute und mit Inschriften, Malereien und Gegenständen ausstaffierte Münzerhaus-Komplex (heute stehen hier die Dreifaltigkeitskirche und das Haus zur Münze/Stadtbibliothek) wurde in einer Zeit massiver Konflikte mit Bischof und Teilen des Klerus zum steinernen, repräsentativen Symbol der reichsstädtischen Freiheit, des Rechts- und Herrschaftsanspruchs des Rates und zu einer Art Gegenpol zum Dom.
Die baulichen und weit mehr als nur schmückenden Maßnahmen des Rates gehen bezeichnenderweise mit weiteren offensiven Bestrebungen zur Demonstration städtischen Macht- und Herrschaftsanspruchs einher (neues Stadtrecht 1499, neues Siegel u.a.).
Die noch einmal ab 1581 erweiterte Bemalung umfasste ein Gedicht zur Kaiserverehrung, eine Inschrift zur Stadtfreiheit sowie Gemälde von Kriemhild, Siegfried und zwei Riesen. Zum Ausdruck gebracht werden sollte damit der Gedanke der städtischen Freiheit (Libertas) und die enge Verbundenheit der Stadt mit dem Kaiser als Reichsoberhaupt. Besonders aufschlussreich ist die erstmals fassbare Nibelungen- und überhaupt die Sagenrezeption in Gestalt der Darstellung von Lindwürmern, Mammutknochen und Personen des Nibelungenstoffes.
Begleitet wird dies von der zum Jahre 1494 bezeugten eigenmächtigen Ratsbesetzung an der neuen Münze und die von Seiten der Bischöfe erbittert bekämpfte Verlegung des Ortes für das Hochgericht vom Bischofshof zum Rathaus. Hier – vor der Münze – hatte die Stadt schon 1494 dem neuen Reichsoberhaupt Maximilian I. gehuldigt und rituell Treue geschworen und in diesem 1689 völlig zerstörten Gebäudekomplex, genauer im sogenannten Kaisersaal, fand ein Großteil der Beratungen des Reichstags von 1521 statt.
Haus zur Münze / Stadtbibliothek:
Marktplatz 10
67547 Worms
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