Anfassen ausdrücklich erwünscht! In Worms können Sie aktuell drei Blindentastmodelle des Künstlers Egbert Broerken bestaunen und befühlen. Für Blinde - und Sehende.
Standort: Lutherplatz - Google Maps
Das Reformationsdenkmal in Worms hat jetzt einen „kleinen Bruder“ zum Anfassen: ein maßstabsgetreues Blindentastmodell aus Bronze mit einer Grundfläche von ca. 80 x 80 Zentimetern und versehen mit Erläuterungen in Brailleschrift. In Sichtweite zum stattlichen Original und im Schutz einer großen Linde steht es und lädt dazu ein, das Denkmal und all seine Figuren darauf mit den Händen zu erkunden. Blinde können mit seiner Hilfe die Dreidimensionalität von Ritschels Werk erfahren, Sehenden ermöglicht es zudem eine neue Sinneserfahrung.
Gestiftet vom Rotary Club Worms wurde das Tastmodell am Montag, 25. Juni 2018 - genau 150 Jahre nach der feierlichen Einweihung des Reformationsdenkmals - offiziell an die Stadt Worms übergeben.
Standort: Parma-Platz - Google Maps
Unweit des Lutherdenkmals, auf dem Parma-Platz, steht seit Oktober 2014 ein weiteres Blindentastmodell des Künstlers Egbert Broeken. Der Bronzeguss zeigt den Wormser Stadtkern sowie Sehenswürdigkeiten, die etwas außerhalb der Stadtmitte liegen, nämlich den Karlsplatz, die Rheinbrücken und die Liebfrauenkirche. Die Detailansichten dieser Attraktionen sind auf Eckpodesten um den Stadtkern platziert. Zudem sind die Namen wichtiger Straßen und Sehenswürdigkeiten auch in Blindenschrift eingraviert.
Getragen wird der Bronzeguss von einem Sockel aus Sandstein. Dieser ist rund 85 Zentimeter hoch und wurde von der Leiselheimer Steinmetzfirma Frank gefertigt. Insgesamt nimmt das Kunstwerk eine Fläche von rund 1,30 mal 1,30 Metern ein. Initiator für das Projekt in Worms war der Wormser Lions-Club, der das Modell auch finanzierte.
Standort: Domvorplatz Süd (Andreasstraße) - Google Maps
Auf dem südlichen Domvorplatz steht das erste Blindenmodell des Bildhauers Egbert Broerken für Worms. Es zeigt den Wormser Kaiserdom und ermöglicht es sehbehinderten Menschen, aber auch Sehenden, das mächtige Bauwerk mit den Fingern zu befühlen und zu erkunden. Das Dom-Blindentastmodell wurde vom Rotary Club Worms gewidmet.
Geschaffen wurden die Kunstwerke vom Bildhauer Egbert Broerken. In Soest in Westfalen, der Heimat Broerkens, kam dieser auf die Idee, Modelle für Blinde zu kreieren. Hier fiel dem Bildhauer eine Stadtführerin auf, die versuchte, blinden Kindern die Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten nahe zu bringen. Dies brachte ihn auf den Gedanken, Modelle zu schaffen, die es sehbehinderten Menschen möglich machen, Städte oder Sehenswürdigkeiten zu erfühlen und zu begreifen.
Um seine Modelle zu perfektionieren, arbeitete Broerken mit der Westfälischen Blindenschule in Soest und einer Bronzegießerei zusammen: Gemeinsam wurde die optimale Tastbarkeit sowie ein spezielles Verfahren zur Verwirklichung der filigranen Erläuterungen in Blindenschrift entwickelt. Zur Herstellung der Modelle wird das Wachsausschmelzverfahren genutzt, welches Detailtreue und Unverwüstlichkeit gewährt.
Die Arbeit an einem Modell dauert etwa ein Dreivierteljahr: Broerken beginnt zunächst damit, jedes Gebäude der Stadt zu fotografieren. Danach erstellt er ein architektonisches Modell, welches dem Maßstab treu bleibt. Es folgen die Herstellung eines Wachsmodells und schließlich der Bronzeguss.
Neben den beiden Blindenmodellen in Worms, kreierte der Künstler bereits über 120 Modelle in Deutschland, aber auch in Holland, Frankreich und in der Schweiz. Zurzeit ist ein Modell der Hauptstadt Aserbaidschans Baku in Bearbeitung.
Nähere Infos über den Künstler und seine Stadtmodelle unter