An einigen Stellen ist die historische Stadtmauer, die etwa ab dem 9. Jahrhundert errichtet wurde, noch eindrucksvoll erhalten. Zum Beispiel das imposante Raschitor im ehemaligen Judenviertel, das Stadttor am Torturmplatz oder im Lutherring, einst den Dom schützend. Die innerstädtischen Grünanlagen Adenauerring und Lutherring folgen dem Verlauf der ehemaligen Stadtmauer.
Rund um das Zentrum von Worms können Sie immer wieder Überreste der mittelalterlichen Stadtmauer entdecken. Bereits in spätrömischer Zeit (um 360 n. Chr.) erhielt die Stadt eine Ummauerung, da die Bedrohung durch Überfälle von der rechten Rheinseite zunahm. Der römische Mauerring wurde immer wieder repariert und diente als Befestigung bis ins Hochmittelalter.
So erfolgte um 1200 aufgrund der positiven wirtschaftlichen Entwicklung eine Erweiterung der Stadtmauer in östlicher Richtung bis zu einem Nebenarm des Rheins. Da man nun ins sumpfige Rheinvorland bauen musste, war dieses Vorhaben sowohl eine große Herausforderung. Ursprünglich verlief eine einfache Mauer mit Zinnen versehen um die Stadt.
Bereits im 12. und 13. Jahrhundert entstanden kleine Siedlungen außerhalb der Stadtmauer, die der äußere Mauerring umschloss. Die innere Stadtmauer umfasste im Endausbau 27 Türme und acht Tore sowie einen hölzernen Wehrgang. Ihr vorgelagert befand sich ein Graben, der nur in der östlichen Hälfte Wasser führte, die Westseite war ausgetrocknet. Wegen seines schrecklichen Gestanks nannte man diesen Abschnitt „Aasgraben“.
Als Reaktion auf eine stärker werdende Artillerie wurde die äußere Mauer im 16. Jahrhundert mit 11 Bastionen verstärkt. Die Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618 – 1648) überstand die innere Stadtmauer weitestgehend unbeschadet. Doch im Zuge des Pfälzischen Erbfolgekrieges besetzten
1688 französische Truppen die Stadt. Sie zerstörten 1689 den äußeren Befestigungsring komplett, sprengten zahlreiche Türme und begannen den inneren Mauerring zu demolieren.
An der ehemaligen Rheinfront lässt sich die eindrucksvolle Größe der staufischen Stadtmauer erahnen, von ursprünglich 11 Türmen sind heute noch zwei erhalten. So sind im Sockelbereich der Mauerbögen immer noch die Ansätze der ursprünglichen staufischen Bögen erkennbar.
Vom Torturmplatz aus kann man unterhalb des Wehrganges noch die Zinnenstuktur der Staufermauer erahnen.
Zwischen dem Torturm und dem Bürgerturm befindet das Fischerpförtchen. Seinen Namen erhielt dieser Seiteneingang der Mauer deshalb, weil ihn Fischer für ihren Weg in die Stadt nutzten. Der Durchgang wird auch als „Lutherpforte“ bezeichnet, hat aber mit Martin Luther oder seinem Aufenthalt in Worms zum Reichstag 1521 nichts zu tun.
Auf dem Torturmplatz befindet sich „Siegfrieds Hügelgrab" eine Interpretation des Wormser Künstlers Eichfelder. Dieses Kunstwerk erinnert an ein Hügelgrab von etwa dreizehn Metern Länge, welches sich im Bereich des ehemaligen Klosters Maria Münster befunden haben soll. Aufgrund seiner Größe wurde das Grab spätestens seit dem 15 Jh. mit Siegfried dem Drachentöter aus der Nibelungensage in Verbindung gebracht.