Über Jahrhunderte befand sich hier der Mittelpunkt eines ununterbrochenen jüdischen Lebens. Das ehemalige Judenviertel ist weitgehend erhalten. Das imposante Raschitor ziert einen sehr gut erhaltenen Teil der Stadtmauer im Viertel.
Besonders ist die Konzentration jüdischer Monumente an diesem Ort: Synagoge, Frauenschul, weitere Anbauten sowie das Ritualbad (Mikwe) und Teile des heutigen Raschi-Hauses sind Bestandteile des UNESCO Welterbes SchUM-Stätten Speyer, Worms, Mainz - Jüdisches Erbe für die Welt.
Vom ältesten Bau (1034) ist lediglich die Stiftungstafel aus Stein erhalten. Nach den Verwüstungen bei den Kreuzzügen des 11./12. Jahrhunderts wurde ein Neubau in romanischen Formen der Dombauschule 1174/75 errichtet. An diese Synagoge erfolgte 1212/13 der Anbau der "Frauenschul". Bereits 1185/86 erfolgte der Bau eines Ritualbades (Mikwe). Die Synagoge wurde als zweischiffige Halle auf zwei Säulen, der Toraschrein in einer Apsis errichtet. Neben Veränderungen infolge mehrerer Zerstörungen (Pogrome) erfolgte 1624 der Anbau eines kleinen Lehrhauses (sogenannte Raschi-Kapelle, Jeschiwa). Der gesamte Komplex war Mittelpunkt der alten und bedeutenden Wormser Judengemeinde. 1938 in den Pogromen in Brand gesetzt und anschließend gesprengt, wurde die Synagoge ab 1957, teilweise mit Originalbauteilen, wiedererrichtet und 1961 neu geweiht. Eine eigenständige jüdische Gemeinde besteht in Worms nicht mehr, zuständig für die in Worms lebenden Juden ist die Gemeinde in Mainz.
Der vom Nord-Ost-Bogen der mittelalterlichen Stadtmauer umschlossene Bereich mit seinen typischen mehrgeschossigen Häusern war seit dem späten 10. Jahrhundert von Juden bewohnt. Die erste überlieferte Synagoge in Worms ist im Jahre 1034 entstanden. Über die genauen Umstände berichtet die Stifterinschrift, die neben dem Eingang der heutigen spätromanischen Synagoge eingemauert ist. Sie besagt, dass Jakob ben David und seine Ehefrau Rahel ihr Vermögen aufwandten, um "ein Haus", die Synagoge, zu bauen und mit Ausstattungsstücken zu verschönern. Diese Synagoge war aus Stein gebaut und stand im Bereich des heutigen Raschi-Lehrhauses (Jeschiwa).
Voraussetzung für den Bau einer solchen Synagoge war das Vorhandensein einer ansehnlichen Gemeinde. Dieser ersten Synagoge angegliedert war ein renommiertes Lehrhaus, das sich jedoch als Gebäude im Synagogenbereich nicht feststellen lässt. Der Student, der später als einer der bedeutendsten Gelehrten des abendländischen Judentums größten Ruhm erlangen sollte, war Rabbi Salomon ben Isaak aus Troyes (Frankreich), genannt Raschi. Er studierte hier in der Zeit um 1060. Ein Denkmal für ihn, geschaffen 1995 von dem Speyerer Künstler Wolf Spitzer, steht im Hof der Synagoge. Beschädigt wurde die erste Synagoge während des Kreuzzugs 1096.
Ein Synagogenneubau erfolgte 1174/75, zeitgleich mit dem neuen romanischen Dom. Neu errichtet wurde die Synagoge von den Handwerkern der Dombauhütte. So ist auch die Bauornamentik am Portal und an den Säulenkapitellen im Innenraum mit Formen am Dom vergleichbar.
Die Synagoge ist eine geostete, zweischiffige Halle, gegliedert durch zwei Säulen, die das Gewölbe tragen. Der Kämpfer des östlichen Säulenkapitells trägt eine Bauinschrift, die auf das Jahr 1174/75 verweist. Diese Säulenkapitelle zählten zu den schönsten Beispielen des sog. Wormser oder Straßburger Kapitells.
Im Mittelalter wie in der Neuzeit wurde die Synagoge mehrfach beschädigt und wiederhergestellt, aber auch aus zeitgemäßen Gründen verändert. Schlimm wirkten sich die Pogrome 1349 und 1615 aus. Das Raschi-Lehrhaus wurde laut Inschrift 1624/24 im Westen an die Männersynagoge angebaut, ebenso der Vorbau zum Synagogenplatz hin.
Die Originale sind im Zuge der Verwüstungen in der NS-Zeit zerstört worden; das Portal hingegen ist das ursprüngliche.
An die Synagoge war nach Norden 1212/13 ein Frauenraum angebaut worden. Es ist eine frühgotische, gewölbte Halle mit einer Mittelstütze; der Raum dient heute u.a. als Gedenkraum für die in der NS-Zeit ermordeten Wormser Juden und als Raum für Feste sowie Kulturveranstaltungen. Das Eingangsportal (heute innerhalb des Vorbaus) ist in typischen Formen der Wormser Schule gestaltet.
Bereits 1185/86 war laut einer weiteren, ebenfalls erhaltenen Bauinschrift das Ritualbad, die Mikwe, geschaffen worden. Hier tragen die Stützen schlichte Würfelkapitelle.
Hinweis: Wegen Sanierungsarbeiten ist die Mikwe bis auf weiteres geschlossen.
Während der Sanierung können Sie dieMikwe virtuell besuchen.
In der Pogromnacht 1938 wurde die Synagoge niedergebrannt und die Ruinen in den Folgejahren mutwillig verwüstet. Wegen der besonderen geschichtlich-religiösen Bedeutung der Wormser Synagoge entschieden sich Stadt, Land und Bund nach dem Krieg für einen Wiederaufbau im Jahre 1961 unter Verwendung zahlreicher originaler Bauteile der alten Synagoge, obwohl sich keine jüdische Gemeinde mehr angesiedelt hat. An der Nordwestecke der Synagoge erkennt man noch das ursprüngliche Mauerwerk bis in eine Höhe von etwa 1,5 m. So vermittelt die Wormser Synagoge mit ihren Nebengebäuden den Eindruck eines mittelalterlichen Synagogenkomplexes mit starkem spätromanischem Anteil.
Die Wormser Jüdische Gemeinde ist durch die Emigration bzw. die Ermordung ihrer Mitglieder während der NS-Zeit erloschen, die Synagoge wird jedoch von ihrer Eigentümerin, der Jüdischen Gemeinde Mainz, wieder verstärkt zu Gottesdiensten genutzt.
Jüdische Synagoge
Eingang: Synagogenplatz
Hintere Judengasse 4
67547 Worms
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Kontakt:
Jüdisches Museum im Raschi-Haus
Hintere Judengasse 6
67547 Worms
Telefon: (0 62 41) 8 53 - 47 07
Telefax: (0 62 41) 8 53 - 47 99
E-Mail : stdtrchvwrmsd
April - Oktober:
täglich 10 - 17 Uhr
November - März:
täglich 10 - 16 Uhr
01.11.2024, Allerheiligen
22.12.2024 - 01.01.2025, Winterschließzeit
18.04.2025, Karfreitag
21.04.2025, Ostermontag
01.05.2025, Tag der Arbeit
29.05.2025, Christi Himmelfahrt
09.06.2025, Pfingstmontag
19.06.2025, Fronleichnam
03.10.2025, Tag der Deutschen Einheit
01.11.2025, Allerheiligen
24.12.2025, Heiligabend
25.12.2025 1. Weihnachtsfeiertag
26.12.2025 2. Weihnachtsfeiertag
31.12.2025 Silvester
26. + 27.04.2025, Ostersamstag / -sonntag
Buchtipp:
"... und dies ist die Pforte des Himmels", Synagogen Rheinland-Pfalz, Saarland
Buchband über mehr als 400 Synagogengemeinden. Erhältlich unter anderem im Jüdischen Museum im Raschi-Haus Worms. Mehr erfahren
UNESCO Welterbe - die jüdischen Stätten in Worms
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