Elke Schilling (in Worms geboren und groß geworden, heute lebt sie in der Schweiz) erinnert sich an die Bombennächte, die sie während des 2. Weltkrieges als Kind in Worms erlebte. Und sie berichtet vom Einmarsch der Amerikaner.
Man hörte keine Sirenen mehr, wurde nicht mehr mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen und rannte dann, einfach schnell etwas übergezogen, an Mutters Hand mit den anderen Nachbarn zum nahegelegenen Luftschutzbunker.
Direkt an Haus Nr. 32 angrenzend, tief im Abhang Westendstraße in den Park hinunter, da befand sich dieser kleine Bunker, gut getarnt mit Zugang im Park. Als nach Kriegsende die Amerikaner mit ihren schweren Panzern über den Kiesbelag der Westendstraße mit donnerndem Getöse fuhren und alles erbebte, hingen die Anwohnerinnen hastig weiße Tücher aus den Fenstern. Für uns Kinder, ich und noch drei Nachbarsbuben (Geschwister) war diese Szenerie aufregend und etwas Neues. Die Ängste der Erwachsenen konnten wir in unserem kindlichen Alter noch nicht nachvollziehen.
Obwohl abends eine Ausgangssperre verhängt war und niemand das Haus mehr verlassen durfte, nicht einmal ein Gang in den Garten der Liegenschaft war gestattet, so vernahm man in der Nacht, selbst bei geschlossenen Fenstern, was sich da unten im Park abspielte. Nachts wurde nämlich die Pfrimm zu einer riesigen Badewanne für die GI's. In den privaten Wormser Weinkellern lagerten reichlich edle Tropfen und so war die Versuchung gar groß, trotz striktem Alkoholverbot, sich dort zu bedienen. Zum nächtlichen Treiben in der Pfrimm gesellte sich das heimliche Leeren dieser Weinflaschen, doch nur so lange, bis der ungewohnte Alkoholkonsum eine Wirkung zeigte.
Noch lange Zeit nach Abzug der Amerikaner lagen deshalb eine Unmenge von Glasscherben im Pfrimmpark, teils sichtbar, teils leicht von Erde oder Gras bedeckt. Sehr viele Kinder schnitten sich damals in der wärmeren Jahreszeit in Ermangelung von Schuhwerk die nackten Füße auf. Nur zu gut erinnere ich mich, dass meine Mutter so manchem Kind mit der Pinzette Glasscherben entfernte und die Füße verband. Wenn man heute zurückdenkt, so waren dies ja Peanuts gegenüber den Kindern in der Stadt, die auf Minen und sonstige Blindgänger stießen, aus Unwissenheit damit spielten und verstümmelt wurden oder sogar ihr Leben verloren.
Erinnerungen von Elke Schilling-Laubmeister