Das Grabmal Richards in der Kathedrale von Rouen, wo sein Herz beigesetzt wurde.
Das Grabmal Richards in der Kathedrale von Rouen, wo sein Herz beigesetzt wurde.

Englischer König saß im Wormser "Knast"

Wussten Sie, dass die Legende um Robin Hood eng mit Worms verknüpft ist? So soll der englische König Richard "Löwenherz" hier im "Knast" gesessen haben.

Robin-Hood-Denkmal vor dem Schloss in Nottingham
Robin-Hood-Denkmal vor dem Schloss in Nottingham
© Fotograf: Quelle: wikipedia
Der englische König Richard I. (aus einer Handschrift des 12. Jahrhunderts)
Der englische König Richard I. (aus einer Handschrift des 12. Jahrhunderts)
© Fotograf: Quelle: wikipedia

Verbindung zu Robin Hood

Wer kennt nicht die Geschichte von Robin Hood - dem "Rächer der Enterbten, Armen und Waisen" - der mit seiner Lady Marian, Bruder Tuck und weiteren Getreuen im englischen Sherwood Forest nahe Nottingham lebte und gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeit kämpfte. Ihre Feinde Nummer 1: der Sheriff von Nottingham und König John, Bruder des englischen Königs Richard I. "Löwenherz", der in den heiligen Krieg gezogen war und dessen geld- und machtgieriger Bruder für die Zeit seiner Abwesenheit die Regierungsgeschäfte übernommen hatte. Als Löwenherz gefangen genommen und Lösegeld gefordert wurde, wollte sein Bruder die Forderungen nicht erfüllen, um so länger an der Macht bleiben zu können. Aber Robin Hood machte ihm einen Strich durch die Rechnung.

Aber was hat das alles mit Worms zu tun?

Ob es Robin Hood, um dem sich bereits im Mittelalter Legenden rankten, wirklich gab und ob er zu Zeiten Löwenherz´ lebte, ist ungewiss. Fest steht aber: Die Sache mit Löwenherz´ Teilnahme am Kreuzzug, seiner Gefangennahme und der Lösegeldforderung sowie seinem machtgierigen Bruder Johann (John) Ohneland, der lieber auf dem englischen Thron bleiben wollte, als das Lösegeld für Löwenherz aufzutreiben, stimmt. Und während versucht wurde, die Bedingungen für seine Freilassung zu erfüllen, soll Löwenherz unter anderem auch in Worms im "Knast" gesessen haben.

Historische Hintergründe

Am 21. oder 22. Dezember 1192 wurde Richard Löwenherz von Mannen des Babenberger-Herzogs Leopold V. in Erdberg bei Wien gefangen genommen, als dieser sich auf dem Rückweg vom Dritten Kreuzzug nach Albion befand. Die Gefangennahme löste damals ein politisches Erdbeben aus. Ihr voraus gingen wohl ein Streit um Beuteansprüche zwischen Löwenherz und Leopold, aber auch Auseinandersetzungen mit König Philipp II. von Frankreich und dem römisch-deutschen Kaiser Heinrich VI.

Leopold ließ seinen prominenten Gefangenen auf die Burg Dürnstein an der Donau bringen. Am 14. Februar 1193 wurde in Würzburg die Bedingungen zur Freilassung aufgestellt. Unter anderem wurde die Lösegeldsumme auf 100.000 Mark Silber Kölner Gewichts festgesetzt, je die Hälfte für Kaiser und Herzog. Da eine Kölner Silbermark ca. 233 Gramm wog, belief sich das Lösegeld auf rund 23,3 Tonnen reinen Silbers. Löwenherz soll sich in einem Brief an Papst Coelestin III. bitter über diese Behandlung beklagt haben: "...und hat mich dem Kaiser verkauft, als wäre ich ein Ochs oder Esel!"

Kein Lösegeld

Nach Vertragsunterzeichnung durch Heinrich VI. lieferte Leopold V. seinen königlichen Gefangenen Richard Löwenherz am 28. März 1193 in Speyer an den Kaiser aus. Am Tage darauf von Heinrich mit dem Würzburger Forderungskatalog konfrontiert lehnte Löwenherz rundweg ab. Dem Diktat des Kaisers wollte er sich nicht beugen. Heinrich bereitete dem König von England unverzüglich eine Art Schauprozess. In der Folge wurde Richard nacheinander auf Burg Trifels bei Speyer, dann in Hagenau, Koblenz, Worms und zuletzt in Mainz jeweils mehr oder weniger königlich "untergebracht". Ob Löwenherz in Worms im selben Turm, dem "Luginsland", eingesperrt war, wo 42 Jahre später im Jahr 1235 Heinrich VII. in Gefangenschaft saß, während dessen Vater und Isabella von England im nahen Dom heiratete?

Während König Richards Bruder, Johann Ohneland, die Bezahlung des Lösegeldes verweigerte und sogar dagegen intrigierte, begann Richards Mutter Eleonore von Aquitanien inzwischen, das Lösegeld für ihren Sohn aufzubringen. Diejenigen Güter, die Richard nicht für seinen Kreuzzug verkauft hatte, verkaufte jetzt seine Mutter für das Lösegeld. Es sind bis in die heutigen Tage keine wertvollen Gegenstände (Lüster, silbernes Besteck, etc.) aus dieser Zeit in England vorhanden. Wirtschaftlich waren diese Kapitalabflüsse für England verheerend und zogen Unruhen nach sich, die später den Robin-Hood-Mythos gebaren.

Heinrich VI. rüstete sich mit dem Lösegeld für den Kampf um Sizilien und kehrte nach der Eroberung mit einem Vielfachen an Geld zurück, das er für den Aufbau und Verstärkung der Städte Worms und Speyer verwendet haben soll.

Am 4. Februar 1194 wurde Löwenherz in Mainz freigelassen. Er bereiste noch einige Städte in Deutschland und kehrte erst Wochen später nach England zurück.

Quellen: www.wikipedia.de
www.wienerzeitung.at
(Werner Ogris, Professor für Deutsches Recht und Österreichische Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte an der Universität Wien und Obmann der Kommission für Rechtsgeschichte der österreichischen Akademie der Wissenschaften)

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