Der Kaufmann und Politiker Ferdinand Eberstadt war aktiver Teilnehmer der Revolution von 1848 und erster jüdischer Bürgermeister Deutschlands.
Ferdinand Eberstadt war mindestens von 1840 bis 1847 Mitglied des Vorstandes der israelitischen Gemeinde. Er war einer derjenigen Juden in Worms, welche die Liberalisierung des jüdischen Gottesdienstes betrieben. Ostern 1847 wurde der erste deutsch gehaltene Gottesdienst gefeiert, wobei – ebenfalls erstmalig – die Trennung zwischen Frauen und Männern in der Synagoge aufgehoben war.
1847 wurde Ferdinand Eberstadt zum Schöffen bei den Assisen zu Mainz gewählt Zur gleichen Zeit war er Mitglied der Handelskammer, des Hochkomitees und des Not- und Hilfsvereines.
Ferdinand Eberstadt war Mitglied des demokratisch gesinnten Bürgerkomitees, das am 01. März 1848 eine Adresse der Wormser an ihren Abgeordneten in Darmstadt richtete und später die Ausführung der Bewilligungen des Edikts des Großherzogs von Hessen vom 6. März 1848 überwachte.
Nach Auflösung des Komitees wurde der Demokratenvereines am 21. Juni 1848 gegründet, dessen Vorstand Ferdinand Eberstadt angehörte. Zeitweise war er auch Präsident des Vereines (Dezember 1848).
Am 10. April 1848 trat der Wehrrat an die Spitze der Wormser Bürgerwehr. Ferdinand Eberstadt arbeitete als Mitglied an der Fassung eines provisorischen Wehrgesetzes der Stadt Worms mit, das am 15. April in Kraft trat. Der Wehrrat wurde am 26. Juni durch die Bürgerwehrkommandantur ersetzt, deren Schriftführer Ferdinand Eberstadt war. Die Wormser Volksversammlung vom 06. August 1848, auf der auch Ludwig Bamberger, einer seiner Cousins, sprach, geht wohl mit auf seine Initiative zurück.
Sein politisches Engagement führte dazu, daß Ferdinand Eberstadt als erster Jude Deutschlands in das Amt eines Bürgermeisters (von 1849 bis 1852) eingesetzt wurde. Der Wahl gingen erbitterte Kämpfe voraus, und man scheute auch vor Verleumdung nicht zurück.
Im Rheinischen Hochverratsprozeß vom 08. bis 10. Juli 1850 war Eberstadt vor den Assisen zu Mainz als "intellectueller Urheber" wegen erpresserischer Nötigung angeklagt und wurde am 10. Oktober 1850 freigesprochen. Die Untersuchungen in weiteren Anklagefällen verliefen ergebnislos.
Als Bürgermeister betrieb Ferdinand Eberstadt den Bau einer Eisenbahnlinie nach Worms und den Brückenschlag über den Rhein. Beides jedoch wurde zu seiner Amtszeit nicht mehr ausgeführt.
Im Mai 1852 wurde er in den Wormser Gemeinderat gewählt, jedoch folgte am 25. September 1852 die Entbindung von der Übernahme eines Gemeinderatssitzes durch eine ministerielle Verfügung. Damit hatte die Restauration ihn eingeholt, alle seine politischen Engagements zunichte gemacht.
Verbitterung über die politische Veränderung führte dazu, dass Ferdinand Eberstadt am 28. November 1857 ein Gesuch um Auswanderungserlaubnis für sich, seine Frau und seine aus 10 Kindern bestehende Familie einreichte, das am 01. Dezember genehmigt wurde. Ab 05. Dezember lebte die Familie in Mannheim, der badischen Metropole des Liberalismus. Dort gründete Ferdinand Eberstadt am 01. Mai 1858 die "Firma Ferd. Eberstadt und Cie". 1862 schied er aus der Familienfirma "A. L. Eberstadt" in Worms aus.
Ferdinand Eberstadt widmete sich im Führungsgremium der Fortschrittspartei auch in Mannheim der Politik und bildete mit dem Anwalt von Feder und dem Verlagsbuchhändler Siegmund Bensheimer ein Konsortium zum Ankauf der Schneider'schen Druckerei einschließlich der weit über die Grenzen Mannheims hinaus bekannten "Neue Badische Landeszeitung". Zu diesem Zweck gründeten sie die "Mannheimer Verlagsdruckerei Aktiengesellschaft", in der die Druckerei und die Zeitung aufgingen.
Ferdinand Eberstadt verstarb am 09. Februar 1888 in Mannheim. Er und seine Frau Sara sind auf dem Jüdischen Friedhof zu Mannheim bestattet (linker Mauerweg Nr. 11).
Quelle, Text in Auszügen Wikipedia