Professor Dr. Med. Lothar Heidenhain
Professor Dr. Med. Lothar Heidenhain

Der vergessene Professor

Professor Lothar Heidenhain gelang 1902 erste erfolgreiche Operation eines Zwerchfellbruchs in Worms.

Professor Dr. Med. Lothar Heidenhain
Professor Dr. Med. Lothar Heidenhain

120 Jahre Chirurgiegeschichte in Worms

Vor 120 Jahren wurde in Worms Chirurgiegeschichte geschrieben: Professor Lothar Heidenhain gelang es am 6. März 1902 erstmals erfolgreich einen angeborenen Zwerchfellbruch bei einem neunjährigen Jungen operativ zu verschließen. Dies war zuvor keinem anderen Chirurgen auf der Welt geglückt.

„Diese Leistung war ein Meilenstein in der Medizinhistorie und ist eine bis heute unbestrittene Pionierleistung“, erzählt PD Dr. Markus Hirschburger, der heute die Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie am Klinikum Worms leitet. Die Behandlung solch angeborener Zwerchfelllücken, auch Zwerchfellhernien genannt, gehört laut Hirschburger heute noch zu den durchaus anspruchsvollen chirurgischen Eingriffen gerade bei Kindern. 

Zur Diagnostik setze Heidenhain die damals noch nicht standardmäßig in jedem Krankenhaus vorhandene Röntgenuntersuchung ein. Die Operation selbst dauerte eineinviertel Stunden. Der kleine Patient erholte sich anschließend gut von dem Eingriff und konnte nach drei Wochen als geheilt nach Hause entlassen werden. Nur ein Jahr nach diesem spektakulären Eingriff gelang Heidenhain eine weitere Sensation: Er entferne erstmals operativ einen Lungentumor.

Der damalige Pionier Heidenhain wäre sicher erstaunt, welche großen Fortschritte die Medizin seit seinem Wirken gemacht hat. „Zwerchfellbrüche oder auch Tumore der Lunge können wir heute standardmäßig minimalinvasiv operieren. Das bedeutet, dass lediglich kleinste Hautschnitte von nur wenigen Millimetern Länge gemacht werden“, erklärt Hirschburger. „Der Weg von Heidenhain zu unseren modernen OP-Methoden von heute zeigt auf beeindruckende Art und Weise, wie sich die Chirurgie in den vergangenen 120 Jahren bis hin zu unserem heutigen Spitzenniveau weiterentwickelt hat.“

Ein Pionier der Medizingeschichte gerät in Vergessenheit

Dass der Chirurg Heidenhain trotz seiner großen Verdienste für die Medizin in Vergessenheit geraten ist, liegt in erster Linie daran, dass er aufgrund seiner jüdischen Abstammung nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten praktisch nicht mehr zitiert worden ist. Nach Ende des zweiten Weltkriegs hat sich dies nicht verändert, sodass Heidenhain, wenn überhaupt, lediglich in Fachkreisen bekannt ist.

Der am 8. September 1860 in Breslau geborene Arzt studierte in Freiburg im Breisgau, Breslau und Halle an der Saale Medizin. Nach seiner erfolgreichen Promotion im Jahr 1886 führte ihn sein Weg ans Kaiserin-Augusta-Hospital in Berlin, wo er sich von 1886 bis 1890 als Assistent vor allem um die Erforschung des Brustkrebses verdiente. Im Jahr 1890 wechselte er als Professor und Sekundararzt an die Chirurgische Klinik in Greifswald. 

1897 folgte er schließlich dem Ruf ans Stadtkrankenhaus Worms, wo er bis zu seinem Ruhestand im Jahr 1925 als Krankenhausdirektor und Leiter der Chirurgie tätig war. In diese Zeit fallen zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen. Seine Lebensaufgabe war die Fertigstellung seiner Monographie „Über das Problem der bösartigen Geschwülste“ welche ihn als einen großen Krebsforscher seiner Zeit ausweist. 

Er starb am 24. Juli 1940 in Worms. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof auf der Herrnsheimer Höhe – unweit des Ortes, an dem er einst Medizingeschichte schrieb.

Quelle: Klinikum Worms (Pressemitteilung vom 7.12.2022)

In Worms ist die Heidenhainstraße nach dem bedeutenden Mediziner benannt. Sie befindet sich nahe der Prinz-Carl-Anlage und mündet in die Mainzer Straße. Ganz in der Nähe stand einst das Stadtkrankenhaus. Heute ist dort eine kleine Parkanlage. (Anmerkung der Redaktion)

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