Stadtführung: Eingangstür der Dreifaltigkeitskirche (Foto: Bernward Bertram)
Stadtführung: Eingangstür der Dreifaltigkeitskirche (Foto: Bernward Bertram)

Karl Hofmann (1856 - 1933)

Der Architekt und Hochschulprofessor Karl Christian Hofmann war von 1885 bis 1897 Hospital-, Stadt- und Dombaumeister in Worms. Er ist der "Erfinder des Nibelungenstils.

Karl Christian Hofmann vor dem Wormser Dom
Karl Christian Hofmann vor dem Wormser Dom
© Fotograf: Foto: Stadtarchiv Worms

Vom Webersohn zum Architekten

Am 20.4.1856 wurde Karl Christian Hofmann als zweiter Sohn eines Damastwebers im nassauischen Herborn/Dill geboren. Nach dem Besuch der Realschule und einer abgebrochenen Lehre in Köln besuchte er die Gewerbeschule in Barmen und arbeitete als Techniker des Bahnbetriebes in Wetzlar. Von 1875 bis 1878 studierte Hofmann an der Königlichen Bauakademie in Berlin und an der K. u. K. Technischen Hochschule in Wien.

1879 heiratete Hofmann Lina Norsch aus Bissenberg bei Wetzlar. Das Ehepaar bekam zwei Söhne und eine Tochter. 1881 verlegten die Eheleute ihren Wohnsitz von Münster nach Hattenheim im Rheingau. Von 1881 bis Januar 1885 war Hofmann "Communalständiger Baumeister" im Regierungsbezirk Wiesbaden.

Imposantes Beispiel für Hofmann's "Nibelungenstil": die Nibelungenschule vor 1945
Imposantes Beispiel für Hofmann's "Nibelungenstil": die Nibelungenschule vor 1945
© Fotograf: Stadtarchiv Worms

Wesentliche Impulse

Hofmann gab wesentliche Impulse für die Stadtentwicklung des "neuen Worms". Neben einem umfassenden, 1889 vorgelegten Stadtbauplan und seinen Einzelobjekten erwarb er sich auch große Verdienste bei der aufwendigen Restaurierung des Wormser Domes.

Darüber hinaus schuf er in Worms einen ganz eigenen, lokaltypischen Baustil, der sich noch heute entdecken lässt: den sogenannten "Nibelungenstil". Eine Vermischung von Neuromanik und Darmstädter Jugendstil.

Hofmann kommt nach Worms

1885 wurde Hofmann Hospitalbaumeister in Worms, 1886 dann auch Stadtbaumeister. 1889 stellte Hofmann seinen Stadtbauplan auf. Im selben Jahr wurde er Mitglied des Altertumsvereins Worms. 1890 bezog Hofmann ein selbst gebautes Wohnhaus in Worms. 1891 wurde er Leiter des Hochbauamtes, 1893 Dombaumeister. 1895 bekam Hofmann durch Großherzog Ernst Ludwig den Titel "Baurat" verliehen.

1897 folgte Hofmann dem Ruf an die Technische Hochschule Darmstadt (THD). Am 07.10.1899 besuchten Zar Nikolaus II und Kaiserin Alexandra Feodorowna, Schwester Ernst Ludwigs, die Stadt Worms. Hofmann führte sie durch den Dom.

Nibelungenstil wird bekannt

1900 wurde der Stil der Wormser Bauten als "Nibelungenstil" bekannt. Am 26.03.1900 erhielt Hofmann das Ritterkreuz I. Klasse des Verdienstordens Philipps des Großmütigen anlässlich der Einweihung der Ernst-Ludwig-Brücke in Worms. Weitere Auszeichnungen folgten. 1909 wurde er in die Königliche Akademie der Künste in Berlin aufgenommen, 1921 wurde er Dr.-Ing. h.c. der TH Hannover. 1923 erfolgte die Aufnahme in die Akademie des Bauwesens in Berlin.

Zum 01.10.1927 ging Hofmann auf eigenen Wunsch in den Ruhestand. Am 28.12.1933 starb er nach kurzem schweren Leiden. Er wurde auf dem Waldfriedhof in Darmstadt beigesetzt. Den Grabstein in Form eines Kreuzes mit floraler Ornamentik hatte er selbst entworfen.

Hofmanns Bauwerke in Worms

(Entwurf und Bau: Karl Hofmann)
bis heute erhalten:


1885-1887: Gewerbeschule
(Gewerbeschulstraße, Ecke Seidenbenderstraße)
Lage im Stadtplan


1887–1890: Wasserturm
als Teil des Wassererks in der Klosterstraße, war bis 1962 in Benutzung, heute wird der sanierte Turm zu Wohnzwecken genutzt
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1888-1891: Neusatzschule (Volksschule)
Zerstörung des gesamten Dachbereiches am 21.02.1945, Wiederaufbau in veränderter Form, am heutigen Willy-Brandt-Ring 5 gelegen (Südanlage, gegenüber Andreasstift)
Lage im Stadtplan


1893-1895: Ludwigsdenkmal
Denkmal anlässlich des Todes von Großherzog Ludwig IV am 13.03.1892, Entwurf zunächst für den Obermarkt, zweiter verwirklichter Entwurf für den Paradeplatz (heute Ludwigsplatz, an der Kämmererstraße gelegen), 1945 beschädigt, später vollkommen beseitigt, in den 1990er Jahren zum Teil rekonstruiert und wieder aufgebaut
Lage im Stadtplan


1895-1906: Sanierung Westchor Dom
Sanierung des vom Einsturz bedrohten Westchor des Wormser Doms Lage im Stadtplan


1895–1900: "Nibelungenturm"
Brückenturm der 1945 zerstörten "Ernst-Ludwig-Brücke" im Original erhalten, ist heute Teil der Nibelungenbrücke über den Rhein
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1896-1913: Kiautschau
Arbeitersiedlung, die Häuser dienen noch heute als Wohnhäuser, im Liebenauerfeld (Wormser Westen) gelegen
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1897-1900: Nibelungenschule
Entwurf und künstlerische Oberleitung durch Hofmann, erweitert 1909-1911 durch seinen Nachfolger im Stadtbauamt Georg Metzler, an der heutigen Karl-Hofmann-Anlage (Nibelungenplatz 2) gelegen Lage im Stadtplan

nicht mehr erhalten:
1885-1888: Stadtkrankenhaus
bis 1981 in Benutzung, kurz darauf abgerissen, heute ist an dieser Stelle ein kleiner Park (Hans-Dörr-Park, Mainzer Straße)
Lage im Stadtplan


1888-1889: Eichanstalt
im 2. Weltkrieg zerstört Lage im Stadtplan
Lage im Stadtplan
1892: Lagerhaus am Handelshafen
am 11.12.1986 ausgebrannt, wenige Tage später abgerissen
Lage im Stadtplan
1895–1900: "Ernst-Ludwig-Brücke"
Straßenbrücke bei Worms über den Rhein, 1945 zerstört, ein Brückenturm (Nibelungenturm) im Original erhalten, verbindet heute unter dem Namen "Nibelungenbrücke" die Bundesländer Hessen und Rheinland-Pfalz
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1895-1900: Eisenbahnbrücke
Brücke für den Zugverkehr bei Worms über den Rhein
Lage im Stadtplan


Weiteres Wirken in Worms:

1886-1889: Bau des Volkstheaters Worms unter der Oberleitung Hofmann's
1887-1891: Hochbauten des Wasserwerks in Worms
1888: Entwurf eines Kandelabers für die öffentliche Straßenbeleuchtung in Worms
1888-1889: Hochbauten des Gaswerkes in Worms
1889: Stadtbauplan für Worms aufgestellt
1894: Vorschlag zu einer architektonischen Fassung des Lutherdenkmals in Worms
1895-1896: Beratung der jüdischen Gemeinde Worms bei der Freilegung der Mikwe (Judenbad) von 1186
1896: gemeinsamer Vorschlag mit Prof. Donnberg zur Umgestaltung des Lutherdenkmales, nach Vorlage bei der Akademie der Künste in Berlin 1904 verwirklicht
1897: Konzept für den neuen Friedhof auf der Hochheimer Höhe in Worms, Überarbeitung und Weiterführung von Hofmanns Planung durch Georg Metzler (Nachfolger Hofmanns im Stadtbauamt)
1900: Vorentwurf für die Fassadengestaltung des Bahnhofs in Worms
1907: Vorschlag zur städtebaulichen Einbindung und Platzgestaltung auf der Südseite des Wormser Domes

Quelle: spurensuche-architektur.de

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