Wormser Hauptbahnhof
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"Karlsche" Schäfer - ein Wormser Original

Er war ein gewohnter Anblick in der Wormser Fußgängerzone. In den 70er und 80er Jahren war er regelmäßig dort unterwegs und sprach Leute an: “Hoscht de mol en Fuffzischer?“. Markant war seine nuschelnde Aussprache, ebenso der leicht schlurfende Gang des auffällig kleinen Mannes.

„Karlsche“ Schäfer
„Karlsche“ Schäfer
© Fotograf: unbekannt

"Karlsche" Schäfer - ein Wormser Original

Sein Zuhause war lange das Haus Emmaus in der Seminariumsgasse. Wo viele Wohnsitzlose eine Übernachtungsmöglichkeit fanden, hatte Karlchen sein Dauerdomizil, von wo aus er seine „Stadtrundgänge“ startete. Nicht selten hatte er mit seiner „Fuffzisch-Penning“-Masche Erfolg, der Umtausch in Flüssiges ließ dann manchmal auch nicht lange auf sich warten.

Seine unverkennbare Art machte ihn bei den Wormsern zu einem geliebten Original, seine kleinwüchsige Gestalt weckte gewiss auch bei Manchem den Beschützerinstinkt, was Karlchen wiederum in bare Münze umzuwandeln wusste.
Unvergessen ist ein Kurzauftritt bei den Beamten der damaligen Schutzpolizeiinspektion in der Hagenstraße.

Karlchen brachte den Polizisten ein Jodelständchen und wurde belohnt mit einer Flasche Bier und einer Zigarre. Kurzerhand setzte man ihn hinter den Tresen der Wache und dort mimte er kurzfristig den Wachhabenden – zumindest für die Dauer eines Schnappschusses mit der Kamera. Danach ging er wieder fröhlich seinen Gang in Richtung Innenstadt. Als seine Zeit, es muss Ende der 80er Jahre gewesen sein, gekommen war, hat ein unbekannter Gönner den Wormsern den Tod vom Karlchen mitgeteilt. Weil kein Mensch wusste wie viele es waren, war nur der treffende Satz vermerkt: „…für Alle die ihn kannten…“

Ein Beitrag von Horst Dehmel

Anmerkung der Redaktion:

"Es Karlsche" wartete auch gerne an der Ampel vor dem Bahnhof, auf der Mittelinsel der Ampel auf die Passanten, die die Grünphase nicht mehr bis zur anderen Seite schafften. "Gefangen" auf der Mittelinsel schlug dann Karlschens Stunde. Die Leute konnten ja erst beim nächsten grün wieder weiter, was Karlschen zu nutzen wußte.

Erinnerung von P. Binnefeld, Limburgerhof:

Karlchen hatte mich hie und da ebenfalls angesprochen, als ich in der Stadt unterwegs war. Sein kurzes "Mol en Zehner fers Karlche" ist mir immer noch im Ohr. Einmal sah ich von Weitem, dass er mit einem Trinkkumpan am Marktplatz in Disput geraten war. Kurzerhand schnappte sich Karlchen einen Blumenstrauß aus einem Marktstand und zog diesen dem wesentlich größeren Kontrahenden von hinten über den Kopf, was die Situation wohl klärte. "Sag´s mit Blumen" auf andere Art.

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