Er war ein gewohnter Anblick in der Wormser Fußgängerzone. In den 70er und 80er Jahren war er regelmäßig dort unterwegs und sprach Leute an: “Hoscht de mol en Fuffzischer?“. Markant war seine nuschelnde Aussprache, ebenso der leicht schlurfende Gang des auffällig kleinen Mannes.
Sein Zuhause war lange das Haus Emmaus in der Seminariumsgasse. Wo viele Wohnsitzlose eine Übernachtungsmöglichkeit fanden, hatte Karlchen sein Dauerdomizil, von wo aus er seine „Stadtrundgänge“ startete. Nicht selten hatte er mit seiner „Fuffzisch-Penning“-Masche Erfolg, der Umtausch in Flüssiges ließ dann manchmal auch nicht lange auf sich warten.
Seine unverkennbare Art machte ihn bei den Wormsern zu einem geliebten Original, seine kleinwüchsige Gestalt weckte gewiss auch bei Manchem den Beschützerinstinkt, was Karlchen wiederum in bare Münze umzuwandeln wusste.
Unvergessen ist ein Kurzauftritt bei den Beamten der damaligen Schutzpolizeiinspektion in der Hagenstraße.
Karlchen brachte den Polizisten ein Jodelständchen und wurde belohnt mit einer Flasche Bier und einer Zigarre. Kurzerhand setzte man ihn hinter den Tresen der Wache und dort mimte er kurzfristig den Wachhabenden – zumindest für die Dauer eines Schnappschusses mit der Kamera. Danach ging er wieder fröhlich seinen Gang in Richtung Innenstadt. Als seine Zeit, es muss Ende der 80er Jahre gewesen sein, gekommen war, hat ein unbekannter Gönner den Wormsern den Tod vom Karlchen mitgeteilt. Weil kein Mensch wusste wie viele es waren, war nur der treffende Satz vermerkt: „…für Alle die ihn kannten…“
Ein Beitrag von Horst Dehmel