Hungerstein im Rhein bei Worms-Rheindürkheim
Hungerstein im Rhein bei Worms-Rheindürkheim

Hungersteine im Rhein - Erinnerung an große Not

Bei Rheindürkheim erinnern die "Hungersteine" an Zeiten schwerer Not. Nur selten kann man einen Blick auf sie werfen. Die Steine liegen weit ab vom Ufer und nahe der Fahrrinne, im tiefen Wasser verborgen. Nur bei sehr niedrigem Pegelstand kommen die Steine zum Vorschein. Und das ist nur in sehr heißen, regenarmen Jahren der Fall.

Hungerstein im Rhein bei Worms-Rheindürkheim
Hungerstein im Rhein bei Worms-Rheindürkheim
© Fotograf: wikipedia
Erinnert mit seinen Inschriften an das Hungerjahr 1947 sowie an extreme Niedrigwasser Anno 1857, 1959 und 1963: Der Ur-Hungerstein im Rhein bei Worms-Rheindürkheim
Erinnert mit seinen Inschriften an das Hungerjahr 1947 sowie an extreme Niedrigwasser Anno 1857, 1959 und 1963: Der Ur-Hungerstein im Rhein bei Worms-Rheindürkheim
© Fotograf: Stadt Worms

Steinbrocken im Rhein erinnern an Hungersnot

In einem Gedicht berichtet Herr Erdmann Höra über "Die Hungersteine von Worms am Rhein". Auf Steinbrocken stehen die Jahreszahlen geschrieben, in denen der Rhein kaum Wasser führte. Diese Ereignisse wurden von unbekannten Menschen auf den "Hungersteinen" verewigt, indem sie die Jahreszahlen auf Steinbrocken einmeißelten. Auf einem Stein, dem sogenannten "Urstein" ist die Inschrift "Ano 1857" zu lesen. Darunter wurde "Hungerjahr 1947" tief in den Stein gemeißelt. In feineren Linien wurde darunter "1959" gemeißelt und - wohl aus Platzmangel - am Rand die Jahreszahl "1963". 
2003 war der Stein wieder zu sehen, ein weiterer mit der Inschrift Anno 2003 erinnert daran
2003 war der Stein wieder zu sehen, ein weiterer mit der Inschrift Anno 2003 erinnert daran
© Fotograf: Stadt Worms

Hungersteine sichtbar

Anfang Oktober 2009 kamen die "Hungersteine" wieder zum Vorschein, nachdem es über einen längeren Zeitraum wenig bis gar nicht geregnet hatte und der Wasserpegel bei Worms gerade einmal 33 Zentimeter maß. An dieses Ereignis erinnert die Inschrift "2009 DS" von Dieter Scriba.

Auch 2003 war der Stein wieder zu sehen, ein weiterer mit der Inschrift "Anno 2003" erinnert daran.

Auch im ungewöhnlich trockenen Mai 2011 tauchten die Hungersteine wieder auf, allerdings lagen sie noch knapp unter der Wasseroberfläche
Auch im ungewöhnlich trockenen Mai 2011 tauchten die Hungersteine wieder auf, allerdings lagen sie noch knapp unter der Wasseroberfläche
© Fotograf: Stadt Worms

Nur 22 cm Wasserstand

Ende 2011 war es dann wieder soweit: Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahre 1881 war es in keinem November so trocken wie in diesem Jahr. Am 01.12.2011 maß der Rheinpegel gerade mal 22 Zentimeter. Ragten die Hungersteine bei voraus gegangenen Niedrigwasser etwas aus dem Wasser heraus, lagen sie diesmal komplett auf dem Trockenen. Neben den Hungersteinen kamen auch richtig breite Sandbänke zum Vorschein, aber auch so manche Relikte aus dem Zweiten Weltkrieg, letztere zum Glück aber nicht bei Worms.

Anfang Dezember 2011 sah es ganz anders aus: der Ur-Hungerstein von 1857 (großer Stein Mitte) und ein weiterer aus dem Jahr 2003 (hinten links) lagen komplett auf dem Trockenen
Anfang Dezember 2011 sah es ganz anders aus: der Ur-Hungerstein von 1857 (großer Stein Mitte) und ein weiterer aus dem Jahr 2003 (hinten links) lagen komplett auf dem Trockenen
© Fotograf: Stadt Worms

Aber warum "Hungersteine"?

Die Inschrift "Hungerjahr 1947" verlieh den Steinen ihren Namen. Sie erinnert an ein Ereignis, das sich tief in die Erinnerung der damals lebenden Menschen eingrub. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges brach im Winter 1946/47 eine große Hungersnot über Deutschland herein. Drei große Kältewellen machten den Menschen das Leben schwer. Der Rhein fror im Januar 1947 auf 60 Kilometern zu. Die Binnenschiffahrt kam zum Erliegen. Damit war ein lebenswichtiger Transportweg abgeschnitten. Weder Kohlen zum Heizen noch Lebensmittel erreichten die Menschen. Unzählige starben an Kälte und Hunger. Die Entbehrungen dieser Zeit prägte die Menschen und ihr Verhältnis zum Notwendigsten.

Herr Erdmann Höra schrieb darüber: "...Nur Hunger uns damals berührte. Wir sehnten uns nicht mehr nach Braten und Soß, nein nur Kartoffeln, auch wenn sie ganz grün sind. Wie konnten wir überleben bloß. Was gab es zum Essen für Frau und Kind? Wir liefen weit, weit hinaus auf das Land. Vielleicht gab es gar dort noch einen Freund? Ob man wohl dort noch etwas Essbares fand? Mancher hat leider davon nur geträumt...".

Lage der Hungersteine bei Worms-Rheindürkheim:

Den Weg zu den "Hungersteinen" beschreibt Herr Erdmann Höra so:

"Sie fahren zur Rheingaststätte Worms-Rheindürkheim. Von da ist es nur ein kurzer Fußweg zu den Hungersteinen den Rhein entlang Richtung Rheindürkheim. Die Straße, die von der B9 zu den Hungersteinen führt heißt Am Fahrt".

Lage im Stadtplan

Nach Erinnerungen von Herrn Erdmann Höra, Worms 

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