Worms gilt als eine der größten Weinanbaugemeinden Deutschlands und die Weinbautradition der Stadt reicht bis in römische Zeit zurück.
Der Weinbau im klassischen Sinne begann hier, nachdem die Römer das linksrheinische Gebiet in Besitz nahmen; sie nannten es Gallia Belgica, später Germania. Die römischen Siedler suchten nämlich nach geeigneten Standorten, um ihren Wein selbst anzubauen. Durch den langen Transportweg vom Ursprungsland wäre er zu teuer geworden. So entstanden im 1. bis 4. Jahrhundert nach Christus (n.Chr.) entlang des Rheins von Straßburg (Argentoratum) über Worms (Borbetomagus) nach Mainz (Mogontiacum) sowie von Weißenburg, Neustadt über Alzey (Alzeja) bis Bingen (Bingium) die ersten römischen Weinberge in dieser Region. Die Römer passten die Rebanlagen der Art des Bodens und des Geländes an.
Der Weinbau hat somit unter der rund 500-jährigen römischen Herrschaft zahlreiche Spuren bei uns hinterlassen. Die ersten urkundlichen Erwähnungen über Weinbau in und um Worms stammen aus der Mitte des 8. Jahrhunderts. Diese Urkunden haben zum größten Teil ihren Ursprung aus den Akten des Klosters Fulda, das im Jahre 744 gegründet wurde. Auch in den Akten des Klosters Lorsch, das 774 als Benediktinerkloster geweiht wurde, finden sich solche Urkunden. Beide Klöster hatten in Rheinhessen umfangreichen Weinbergsbesitz. 766 überließ ein Bürger dem Kloster Lorsch einen Weinberg in Worms-Pfeddersheim. Augustiner, Dominikaner, Kapuziner, Karmeliter und Johanniter, deren Besitzungen sich seit dieser Zeit zum Teil über Jahrhunderte bis weit in den Wonnegau erstreckten, beschäftigten sich intensiv mit Weinbau.
Schon am Königshof zu Worms wurde lt. Nibelungenlied „den guoten vin, den besten, den man kunde vinden umben Rhîn“ ausgeschenkt.
Kamen Fürsten und Gesandte zu den Reichstagen nach Worms, erhielten sie von der Stadt ein Weingeschenk.
Eine Wormser Urkunde von 1490 aus dem Hessischen Staatsarchiv Darmstadt – ausgestellt am Samstag nach Oculi (der 4. Sonntag nach Ostern) – ist bislang das erste Dokument über einen geschlossenen Rieslinganbau in Deutschland. Wegen dieses ersten mit Größe, Lagenamen und Sortenangabe bezeugten Rieslinganbaues gab die Deutsche Bundespost 1990 eine Sonderbriefmarke „Fünf Jahrhunderte Rieslinganbau“ heraus. Diese Urkunde ist auch im „Deutschen Wörterbuch“ der Gebrüder Grimm, Band 8, Leipzig 1893 unter dem Stichwort „Rieszling“, Seite 954 genannt.
Nach einer weiteren Wormser Urkunde vom 12. Mai 1494 wurde dieser Weinberg für 20 Goldgulden verkauft. In ihr heißt es unter anderem: “… ein Rießling weingart gelegen hinder Kirschgarten nemlich funffthalb vierthel.“
Der gleiche Weinberg wird nach einer weiteren Wormser Urkunde vom 4. Mai 1498 an den Licentiaten Eucharius und den Schulmeister Johann Vitztumb als Vertreter des „Capitals“ des St. Andreasstift von einem Indaginis verschenkt.
Die Pfeddersheimer Rieslingurkunde von „Martini 1511“ („…item ein halben morgen rissling wingert im Funtdaill…“) ist ebenfalls eines der ältesten Dokumente über die Rebsorte Riesling.
Im Jahr 1540 ritt ein junger Edelmann nach Wittenberg, der zu den Kostgängern an Martin Luthers (1483-1546) Tisch zählte und von diesem auch besonders geschätzt wurde. Im Gepäck des jungen Mannes befand sich ein Eimer (ca. 60 Liter) Wein aus Pfeddersheim.
Der Reformator setzte ihn seinen Gästen vor und fragte: „Wie schmeckt Euch der Pfeddersheimer?“ Das Urteil muss positiv ausgefallen sein, denn Luther fuhr fort: „Unser Herr Gott will der Welt einen guten Trunk zur Letzt einschenken“. Im Jahr 1557 hatte Philipp Melanchthon (1497-1560) bei einem Empfang posthum zu Ehren von Luthers Geburtstag dem württembergischen Gesandten Balthasar von Gültlingen durch eine Wette „6 Maß Pfeddersheimer Weins“ abgewonnen.
In Worms ist auch der Ursprung der „Liebfrauenmilch“. Diese bzw. eine ähnliche Bezeichnung wurde bereits 1687 im Reisebericht eines Engländers erwähnt. Ab ca. 1744 sprach man von der berühmten „Lieben Frauen Milch“ zu Worms. Damals durfte diese Bezeichnung nur verwendet werden, wenn die Trauben in dem Bereich „soweit der Turm der Liebfrauenkirche seinen Schatten werfe“ wuchsen. Diese „echte“ Liebfrauenmilch ist heute als „Wormser Liebfrauenstift-Kirchenstück“ von einigen Winzern erhältlich. Auch Friedrich Schiller trank 1782 bei einem Aufenthalt in Worms „Liebfraumilch“ und war über diesen Wein voll des Lobes.
Ab Mitte des 18. Jh. findet sich die Angabe ständig in Akten der Stadt Worms, des Liebfrauenstiftes und amtlichen Protokollen über die Versteigerung geistlicher Güter durch die französische Verwaltung (1808), in denen als Weinbergsareal „Liebfrauenstift“ und „Liebfraumilchgut“ aufgeführt sind. Die amtlichen Katasterunterlagen von 1810 führen den Namen als Gemarkungsbezeichnung über die ganze Breite des Weinbergsbesitzes um die Liebfrauenkirche an, der später „Liebfrauenstiftsgut“ hieß.
Im 19. Jh. wird „Liebfraumilch“ in mancherlei Publikationen erwähnt. Wirtschaftliche Bedeutung bekam „Liebfraumilch“ im Laufe des 19. Jh. vor allem durch den Export. Bis zum 1. Weltkrieg war dieser Wein der bedeutendste unter den deutschen Exportweinen und wurde weltweit geschätzt. In dieser Zeit erzielte er auf dem Weltmarkt bisweilen deutlich höhere Preise als die bekanntesten Bordeaux-Weine. Nach dem 1. Weltkrieg ging der deutsche Weinexport überproportional zurück; der international gute Ruf der „Liebfraumilch“ blieb dennoch erhalten. Bei der ersten Weltumrundung des Zeppelins 1929 waren 2 von 10 an Bord angebotenen Weißweinen Wormser „Liebfraumilch“: ein 1928er Jubiläumswein zu 4,00 $/Flasche und eine 1921er Auslese zu 5,00 $/Flasche.
Mitte der 1930er Jahre wurde in ganz Deutschland ein neues, oft als Weinwerbewoche bezeichnetes Fest ins Leben gerufen: „Das Fest der deutschen Traube und des Weines“. Hierzu gehörten Weinfeste mit Winzer-Festzügen, Kundgebungen und Großveranstaltungen. Auch in Worms wurde dieses Fest ausgiebig gefeiert.
Die Erntedank-Tage wurden ebenfalls Mitte der 1930er Jahre sehr feierlich gestaltet und waren in Worms immer mit einem – wie man heute sagen würde – Weinevent verbunden. So fand in diesem Zusammenhang z.B. am 3. und 4. Oktober 1936 in Worms eine große Ausstellung mit 100 Weinen der Jahrgänge 1929 bis 1935 in einer Weinkosthalle statt. Weine aus 22 Weinbau treibenden Städten und Gemeinden der näheren Region wurden den Festteilnehmern ausgeschenkt.
Nach dem 2. Weltkrieg entwickelte sich ab der 1950er Jahre die Weinkosthalle auf dem Backfischfest – der Wonnegauer Weinkeller – zunehmend zu einem Magnet für Weintrinker aus nah und fern. Weinkenner und solche, die es werden wollen, können hier aus rund 400 Weinen auswählen.
Seit 2007 gibt es jeweils im November die „Wormser Weinmesse“. Auch hier können die besten Tropfen von Winzern aus Worms und Umgebung probiert werden – eine jährlich wiederkehrende „Pflichtveranstaltung“ für Weingenießer.