Das zu Ehren des Reformators Martin Luther von Ernst Rietschel geschaffene und am 25. Juni 1868 enthüllte Lutherdenkmal in Worms, wo Luther 1521 vor dem Reichstag stand, ist neben dem internationalen Reformationsdenkmal in Genf das weltweit größte Reformationsdenkmal.
Die bereits im 18.Jahrhundert beabsichtigte Errichtung eines Denkmals verwirklichte der 1856 gegründete Luther-Denkmal-Verein. Beiträge aus Europa, Nord- und Südamerika ermöglichten die Erstellung des, von Ernst Rietschel aus Pulsnitz 1859 entworfenen und von ihm (gestorben 1861) sowie seinen Schülern Donndorf, Kietz, Schilling und dem Architekten Nicolai fertig gestellten Lutherdenkmals.
Am 25. Juni 1868 fand die Enthüllung statt, die als Fest der evangelischen Christen begangen wurde. Unter den mehr als 20 000 Festteilnehmer waren zahlreiche Fürsten und führende evangelische Persönlichkeiten. Das Denkmal wurde der Stadt in Eigentum und Obhut übergeben. Den beiden Vorsitzenden des Denkmalbauvereins, Dekan E. F. Keim und Gymnasiallehrer Dr. F.J. Eich verlieh die Stadtverordnetenversammlung das Ehrenbürgerrecht.
In einer Grünanlage am Lutherring erhebt sich das Denkmal auf einem, durch Stufen erhöhten quadratischen Granit-Unterbau mit einer Seitenlänge von 12,55 Metern.
Syenitsockel tragen die in Bronzeguss ausgeführten Figuren, Reliefs und Wappen. Diese sind nachfolgend erläutert.
Die in Klammer befindlichen Ziffern und Buchstaben beziehen sich jeweils auf den Grundriss des Lutherdenkmals (siehe Bild auf der linken Seite).
Friedrich der Weise, Kurfürst von Sachsen [6]
Landesherr und Beschützer Luthers. Er lehnte bei der Kaiserwahl 1519 die ihm angetragene Kandidatur ab, worauf die Reichskrone zu seinen Füßen weist.
Philipp der Großmütige, Landgraf von Hessen [12]
Förderer der Reformation und einer der Führer des von evangelischen Fürsten gegründeten schmalkaldischen Bundes.
Johann Reuchlin [8]
Professor zu Ingolstadt. Humanist und hervorragender Kenner der alten Sprachen. Er bekämpfte scharf Missstände seiner Zeit, lehnte allerdings jeden Kontakt zu Luther ab.
Philipp Melanchthon [10]
Großneffe Johann Reuchlins. Professor in Wittenberg, Humanist und Theologe, Mitarbeiter und Freund Luthers.
Augsburg mit der Friedenspalme [7]
In Augsburg legten die Evangelischen am 25. Juni 1530 Kaiser Karl V. ihr Glaubensbekenntnis vor. Im Augsburger Religionsfrieden von 1555 wurde das geistliche und politische Nebeneinander der Konfessionen geregelt.
Die protestierende Speyer [9]
Auf dem Reichstag zu Speyer 1529 protestierten die evangelischen Stände gegen einen Beschluss der Reichsversammlung, der die Fortsetzung des Reformationswerkes verbot; daher die Bezeichnung "Protestanten".
Die trauernde Magdeburg [11]
Magdeburg wurde im 30jährigen Krieg auf Befehl des Heerführers der katholischen Liga, Tilly, 1631 geplündert und zerstört.
Unter den Zinnen sehen Sie Wappen von 27 Städten, die sich der Reformation anschlossen:
[E] Braunschweig, Bremen, Konstanz, Eisenach; Augsburg [7]
[F] Eisleben, Emden, Erfurt, Frankfurt/M.
[G] Schwäbisch Hall, Hamburg, Heilbronn, Jena; Speyer [9]
[H] Königsberg, Leipzig, Lindau, Lübeck
[J] Marburg, Memmingen, Nördlingen, Riga; Magdeburg [11]
[K] Schmalkalden, Straßburg, Ulm, Wittenberg
Innen (2-5 / A-D)
Auf dem Hauptpostament (Mittelgruppe) befinden sich
Dr. Martin Luther [1]
Der Reformator, im Predigtrock und barhäuptig dargestellt, hält mit der linken Hand die Bibel, auf die er die rechte Faust gelegt hat. Seine 3,5m hohe Statue ist die Zentralfigur des Denkmals. (Siehe: "Luther und die Reformatoren")
Der Franzose Petrus Waldus[2]
Begründer der dem Armutsideal verschriebenen religiösen, von der katholischen Kirche verfolgten, Laiengemeinschaft der "Waldenser", 12. Jh.
Der Engländer John Wiclef (Wyclef)[3], der im 14. Jh. auf eine Reform der Kirche hinarbeitete, war der bedeutendste geistige Vorläufer der Reformation. (Gnadenlehre, Bibel.)
Der Tscheche Johann Hus [4],
der als Anhänger von Wyclif und wegen Verarbeitung ketzerischer Gedanken über die Sakramentenlehre 1415 auf dem Konzil zu Konstanz verbrannt wurde.
Der Italiener Girolamo (Hieronymus) Savonarola [5],
der als Prior von San Marco in Florenz scharfe Kritik am verweltlichten Papsttum übte und 1498 als Ketzer verbrannt wurde.
Das Hauptpostament besteht aus zwei Würfeln, der unterste zeigt Szenen aus Luthers Leben:
[A] Luther auf dem Reichstag zu Worms vor Kaiser Karl V.,
17./18. April 1521
[C] Der (umstrittene) Thesenanschlag an der Wittenberger
Schlosskirche am 31. Oktober 1517
Der Italiener Girolamo (Hieronymus) Savonarola [5],
der als Prior von San Marco in Florenz scharfe Kritik am verweltlichten Papsttum übte und 1498 als Ketzer verbrannt wurde.
[B] Abendmahl in beiderlei Gestalt, gespendet von Luther,
Trauung Luthers mit Katherina von Bora durch
Bugenhagen (Priesterehe)
[D] Bibelübersetzung und Predigt
Unter diesen Szenen die Wappen der Unterzeichner der Augsburger Konfession von 1530:
[A] Kursachsen
[B] Anhalt und Brandenburg
[C] Nürnberg und Reutlingen
[D] Hessen und Braunschweig – Lüneburg
Unterhalb der Basreliefs läuft ein Schriftband um den unteren Würfel:
"Begonnen 1856, vollendet 1868. Entworfen und zum Theil ausgeführt von E. Rietschel. Gegossen und ciselirt zu Lauchenhammer. Die Architectur gezeichnet von H. Nicolai"
Oberer Würfel (Hauptpostament)
Der obere Würfel trägt Portraits von Zeitgenossen Luthers sowie Aussprüchen von ihnen:
Lutherdenkmal
Lutherplatz / Lutherring
67547 Worms